Millionen für den Islamismusexport

Katar ist eine Diktatur ohne Meinungs- und Pressefreiheit, in dem Land herrschen der Emir Tamim bin Hamad Al Thani und seine Familie uneingeschränkt, jede Kritik an ihrer Herrschaft wird unterbunden. Zudem ist Katar ein islamisches Land, das sich an dem islamischen Recht, der Scharia, orientiert mit der Folge, dass es keine Religionsfreiheit, keine Gleichberechtigung von Frauen und Männern gibt und Homosexuelle mit drastischen Strafen zu rechnen haben.

Mit Millionensummen fördern katarische Organisationen verschiedene Einrichtungen außerhalb des Landes, um ihre islamistische Ideologie weiter zu verbreiten. Der Islamismus ist eine politische Ideologie, die weit über eine spirituelle Religionsauffassung hinausgeht. Islamismus bedeutet, „göttliche Gesetze“ als absolut zu verstehen, wodurch zahlreiche grundlegende Menschenrechte (z.B. Glaubensfreiheit, Gleichheit der Geschlechter, Meinungsfreiheit, sexuelle Selbstbestimmung) abgeschafft werden sollen mit dem Ziel, die Gesellschaft und das individuelle Leben religiösen Vorschriften zu unterwerfen.

Förderung der Muslimbruderschaft

Verschiedene katarische Organisationen verfolgen die Absicht, ihr Verständnis von Islam ins Ausland zu exportieren. Eine zentrale Rolle bei dem Export des Islamismus spielt „Qatar Charity“, eine angebliche Wohltätigkeitsorganisation. In der Arte-Dokumentation „Millionen für Europas Islam“ von 2019 wird der Einfluss Katars zur Stärkung des politischen Islam und die Rolle von Qatar Charity dargestellt. Die französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot haben zu den Aktivitäten von Qatar Charity recherchiert und ihre Ergebnisse in dem Buch „Qatar Papers. So beeinflusst der Golfstaat den Islam in Europa“ veröffentlicht. Anhand zahlreicher Dokumente belegen Chesnot und Malbrunot den Einfluss der offiziellen Nichtregierungsorganisation Qatar Charity, die mit Wissen und in Übereinstimmung mit offiziellen Institutionen des Emirats agiert: „Da die katarische NGO von Dohas höchsten Würdenträgern unterstützt, ja manchmal sogar ermutigt wird, ist es klar, dass deren Ziele, auch wenn dies von offizieller Seite geleugnet wird, auch die Ziele des Emirs sind.“ (Chesnot, Malbrunot 2020, S. 331)

Weltweit werden über 8000 Moscheen und 490 Zentren von Qatar Charity gefördert, in denen ein Islam im Sinne Katars gelehrt und verbreitet wird. (s. Chesnot, Malbrunot 2020, S. 17)

Qatar Charity unterstützte im Jahre 2014 über 113 islamische Projekte in 14 europäischen Ländern, von Italien über Spanien, die Niederlande, die Schweiz bis hin zur Ukraine, Polen und Deutschland. Für die kommenden Jahre prognostizieren die Autoren Investitionen alleine in Frankreich von 25 Millionen Euro (s. Chesnot, Malbrunot 2020, 19, S. 27) zur weiteren Verbreitung der islamistischen Ideologie.

Die finanzielle Unterstützung kommt dabei gezielt Einrichtungen zu Gute, die der Ideologie der Muslimbrüder nahestehen oder ihnen zuzuordnen sind: „Im Zuge unserer Nachforschungen ist uns eines aufgefallen: Das Netz an Förderungen durch Qatar Charity in Frankreich und ganz Europa überschneidet sich mit jenem der Muslimbrüder. Als wäre Doha mit seinem humanitären Arm Qatar Charity und deren Programm Al-Gaith wie eine „Geldgießkanne“ für das gesamte Ökosystem der lokalen muslimischen Vereine im Dunstkreis der „Brüder“ und „Neo-Brüder“.“ (Chesnot, Malbrunot 2020, S. 43)

Bei der Muslimbruderschaft handelt es sich um eine islamistische Organisation mit dem Leitspruch: „Gott ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Koran ist unsere Verfassung. Der Dschihad ist unser Weg. Der Tod für Gott ist unser nobelster Wunsch.“ (zit. n. Wikipedia vom 22.3.2022) Die islamistische Agenda der Muslimbruderschaft beinhaltet stark antisemitische Positionen bis hin zu dem Ziel, Israel zu vernichten. Um ihre Ziele zu erreichen greift die Muslimbruderschaft dabei auch auf Gewalt zurück. (s. Sadek, H. 2022)

Der Nachweis einer Mitgliedschaft oder Nähe zur Muslimbruderschaft ist nur schwer zu erbringen, weil die Unterstützung über komplexe und verschachtelte Finanzkonstruktionen verläuft und eine Zugehörigkeit bzw. Nähe meist bestritten wird. Aufgrund großzügiger finanzieller Unterstützung verfügen die Organisationen über ausreichende Mittel, um vor Gericht zu klagen, wenn die jeweilige Tarnung aufzufliegen droht. (s. Schröter 2019, S. 79)

Im katarischen Fernsehen verkündete einer der einflussreichsten Vertreter der Muslimbrüder, Yusuf al-Qaradawi: „Der Islam wird Europa erobern, ohne Schwert und ohne Kampf." (zit. n. Breuer 2019) Es geht um eine „friedliche“ Machtergreifung mit dem Endziel, auch in Europa muslimische Gesellschaften zu errichten, in denen die Scharia das einzig geltende Recht ist.

Die friedliche islamistische Eroberung Europas soll durch diverse Einrichtungen vorangetrieben werden:

Im schweizerischen La Chaux-de-Fonds wurde mit Unterstützung von Qatar Charity ein Museum für die islamische Geschichte (Musée des civilisations de l’Islam) eröffnet, in dem die islamistische und antisemitische Haltung der Muslimbruderschaft verbreitet wird: In den Bücherregalen des Museums finden sich u.a. Werke von Vordenkern der Muslimbruderschaft und Schriften von Holocaust-Leugnern. Die Leitung des Museums plädiert für die Trennung von Mädchen und Jungen beim Schwimmunterricht sowie für ein Verbot von Karikaturen des „Propheten“ Mohammed. (s. Scherrer 2021)

Das Europäische Institut für Humanwissenschaften (EIHW) in Frankfurt am Main, das zum Verbund der Europäischen Institute für Humanwissenschaften gehört, der wiederum von der Förderung islamischer Organisationen in Europa unterstützt wird, stuft der Verfassungsschutz Hessen als dem Netzwerk der Muslimbrüder zugehörig ein. Nach Erkenntnissen des hessischen Verfassungsschutzes wird am EIHW die Ideologie der Muslimbruderschaft gelehrt mit dem Ziel der die Errichtung eines weltweiten Gottesstaates. Der überwiegende Teil der Lehrkräfte ist dem Umfeld der Islamischen Gemeinschaft in Deutschland (IGD), 2018 umbenannt in Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG), zuzurechnen, die wiederum zum Umfeld der Muslimbruderschaft gehört. (s. Frankfurter Rundschau 2017)

Am Europäischen Institut für Geisteswissenschaften (Institut Europeen des Sciences Humaines, ISEH), einer privaten islamischen Hochschule im französischen Department Nievre, lernen die Schüler:innen die drei Module „Erlernen der arabischen Sprache“, „Auswendiglernen des Koran“ und „theologische Studien“. Von diesen Schüler:innen werden Einzelne gezielt ausgewählt, um in die Muslimbruderschaft aufgenommen und als Nachwuchs rekrutiert zu werden: „Unsere Nachforschungen erlauben es uns auch, den Schleier von einer geübten Praxis zu heben, den zu lüften sich das ISEH hütet: Hinter den Kulissen des ISEH legen die meistversprechenden Studenten einen Treueeid auf die Bruderschaft ab. (…) Das IESH fungiert als Talentschmiede. Die Studierenden stehen gewissermaßen unter Beobachtung oder in Probation für die Organisation. Einige von ihnen werden ausgewählt, um das Ritual der „Baià“ zu vollziehen, den Treueeid gegenüber den Muslimbrüdern.“ (Chesnot, Malbrunot 2020, S. 145)

Das Museum in der Schweiz und die Institute in Frankfurt und Frankreich sind nur drei Beispiele für in Europa aktive Einrichtungen im Umfeld der Muslimbruderschaft. Die Bundeszentrale für politische Bildung sieht zudem u.a. die Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG), den Europäischen Fatwarat, den Rat der Imame und Gelehrten in Deutschland (RIGD), Islamic Relief Deutschland und den Zentralrat der Muslime in Deutschland als Organisationen an, die der Muslimbruderschaft zugehörig sind oder ihr nahe stehen.

Gefahren des politischen Islam

Die Ergebnisse der Recherchen von Chesnot und Malbrunot sind von großer Bedeutung: Sie decken Finanzierung, Netzwerke, Strukturen, Strategien und die Ideologie einer Bewegung auf, die eher im Geheimen agiert, um von dort nach außen zu wirken und gegen die Grundlagen von Gesellschaften vorzugehen, die ihr dies überhaupt erst ermöglichen. Anhand des Beispiels der von Katar unterstützten Organisationen verdeutlichen sie die Gefahr, die von islamistischen Organisationen für offene Gesellschaften ausgeht.

Die Aktivitäten von Qatar Charity sind dabei nur ein Beispiel für ausländische Einflussnahme; islamistische und demokratiefeindliche Haltungen werden auch von anderen Organisationen importiert, wobei sie mit staatlichen Einrichtungen kooperieren und zum Teil auch von diesen finanziert werden. Yasemin Eraslan vom Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland warnt: „Es ist daher grotesk zu glauben, dass vom Ausland gesteuerte muslimische Organisationen, insbesondere in der Jugendhilfe, verlässliche Kooperationspartner darstellen. Die fehlende politische Unabhängigkeit vom Ausland stellt vielmehr eine Gefahr für die hiesige Demokratie dar und sorgt für Selbstausgrenzung und Parallelgesellschaften. Die Länder sind daher aufgefordert, die vom Ausland geplante Unterwanderung nicht zu unterschätzen und alle diesen Organisationen zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel umgehend einzustellen. Ethnozentrismus, Antisemitismus, das Leugnen des Genozids an den Armenier:innen, Homophobie sowie Gewalt gegenüber Frauen und Zwangsheirat spielen innerhalb der organisierten islamischen Community weiterhin eine erhebliche Rolle, die keineswegs unterschätzt werden darf. Wer hier aufseiten etablierter zivilgesellschaftlicher bzw. staatlicher Institutionen falsche Toleranz lebt, sich einschüchtern lässt und unkritische Dialoge führt, legitimiert sein Gegenüber.“ (Eraslan 2021, S. 13). Organisationen und Ideologien, die menschenfeindliche Positionen vertreten sollten prinzipiell kritisiert werden, unabhängig davon, worauf sie sich berufen.

Inhaltlich weisen islamistische und rechte Weltanschauungen zudem Parallelen auf: Beide sind frauen- und homosexuellenfeindlich, antisemitisch, gegen die Freiheit von Presse und Kunst, lehnen Demokratie und die grundsätzliche Gleichheit von Menschen und deren individuelle Rechte ab. Ob ein homogener „Führerstaat“ oder ein „Gottesstaat“ angestrebt wird: Beide haben mit Vielfalt und Selbstbestimmung nichts zu tun, sondern wollen diese abschaffen. Im Engagement für eine vielfältige und liberale Gesellschaft mit dem Recht auf individuelle Selbstbestimmung ist der Kampf gegen Islamismus genauso wichtig und notwendig wie der Kampf gegen rechts.

 

Literatur

Breuer, R. (2019): Die Muslimbruderschaft in Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 2.5.2019

Chesnot, C., Malbrunot, G. (2020): Qatar Papers. So beeinfluss der Golfstaat den Islam in Europa, Wien

Eraslan, Y. (2021): Kinder- und Jugendarbeit in muslimischer Trägerschaft? In: Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland e.V. (Hg.): Antimuslimischen Rassismus Ernst nehmen – Kritik an islamischen Organisationen zulassen, Köln 2021, S. 12 – 15

Frankfurter Rundschau: Europäisches Institut für Humanwissenschaften: Muslimisches Institut unter Verdacht. In: Frankfurter Rundschau vom 29.Dezember 2017

Sadek, H.: Ex-Anführer gesteht Gewaltbereitschaft der Muslimbrüder, MENA – Watch: https://www.mena-watch.com/ehemaliger-sprecher-raeumt-gewaltbereitschaft-der-der-muslimbruderschaft-ein/ vom 25.4.2022

Scherrer, L. (2021): Unheimliche Brüder, bigotte Schwestern – wie die Muslimbruderschaft die Öffentlichkeit und die islamischen Verbände beeinflusst, Neuen Züricher Zeitung vom 26.11.2021

Schröter, S.(2019): Politischer Islam. Stresstest für Deutschland, Gütersloh

 

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