Gehorsam, Unterwerfung, Normierung – die Erziehungsvorstellungen von DITIB

Unter der Herrschaft Erdogans und seiner Partei, der AKP, hat sich die Türkei – traditionell ein laizistisches Land – zunehmend in eine islamische Diktatur verwandelt: Religiöse Schulen wurden mit allgemeinbildenden Schulen gleichgestellt und deren Ausbau forciert, in allen neu gebauten Schulen sollen Gebetsräume entstehen, die Evolutionstheorie wurde aus den Lehrplänen gestrichen; der Schulunterricht soll möglichst auf Grundlage türkischer und muslimischer Wissenschaftler:innen durchgeführt werden. Zahlreiche neue Moscheen wurden gebaut, Posten in Verwaltung und Justiz wurden mit loyalen Gefolgsleuten besetzt, der Etat der Religionsbehörde wurde stark erhöht. Erdogan hat das Ziel formuliert, eine „fromme Generation“ heranzuziehen.

Bild: DITIB-Zentralmoschee Köln © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0

DITIB – Erdogans verlängerter Arm in Deutschland

DITIB, die Union der Türkisch-Islamischen Anstalt für Religion e.V., ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland. DITIB ist dem Diyanet untergeordnet, dem türkischen Präsidium für Religionsangelegenheiten, das wiederum dem Präsidenten der Türkei unterstellt ist; DITIB vertritt die herrschende türkische islamische Ideologie und hat die Aufgabe, diese in Deutschland zu verbreiten. Nach eigenen Angaben sind bei DITIB über 960 Vereine organisiert.

DITIB vertritt ein Religionsverständnis, das sich durch strenge Unterwerfung unter religiöse Pflichten auszeichnet: Religiöse Rituale wie das fünfmalige Gebet am Tag, das Fasten und nach Möglichkeit die Pilgerfahrt nach Mekka sowie die Befolgung weiterer religiöser Gebote werden als obligatorisch gefordert.

Die religiöse Ideologie von DITIB wird in zahlreichen Büchern und Broschüren propagiert, die vom DITIB-ZSU-Shop angeboten werden. Die Bücher sind im Original auf Türkisch erschienen und ins Deutsche übersetzt worden Sie verfolgen das Ziel, eine einheitliche islamische Lebensweise als für Muslim:innen im Sinne von DITIB als verpflichtend zu propagieren, Standards für deren Leben festzulegen und religiöse Pflichten für die Gläubigen zu deklarieren; Männer sind dabei den Frauen übergeordnet. DITIB vertritt ein dogmatisches Religionsverständnis, dem zufolge tendenziell alle Bereiche des Lebens religiösen Vorschriften unterliegen sollen.

Zum ideologischen Gehalt in Kinderbüchern von DITIB

Der DITIB-ZSU-Shop hat auch verschiedene Kinderbücher im Angebot, die das Ziel verfolgen, Heranwachsende bereits früh streng muslimisch zu erziehen. In Büchern für Kinder mit Titeln wie „Ich danke Dir Allah“, „Die rituelle Waschung und das Gebet“, „Das Koran Alphabet“, „Das Leben des heiligen Muhammads“, oder „Meine wunderbare Religion“ wird eine islamistische Ideologie vermittelt.  Malbücher dienen dazu, dass Kinder verschiedene religiöse Motive wie z.B. einen betenden Jungen ausmalen können, wodurch sie sich schon früh an ein vollkommen religiös bestimmtes Leben gewöhnen sollen. Unterwerfung, Dankbarkeit und die Erfüllung religiöser Pflichten durchziehen diese Bücher als roten Faden: Fünf Gebete am Tag sind verpflichtend; der betende Mensch hat sich zu beugen, dreimal „Erhabener Allah ist frei von jeglichen Fehlern“ zu sagen, anschließend die Niederwerfung zu vollziehen, wobei der Kopf den Boden berührt und das Gebet wiederholt werden muss. Am Ende des Gebets wird die Sitzhaltung eingenommen, der Friedensgruß gegeben („Allahs Friede sei mit Dir“), bevor schließlich das Bittgebet („O Allah vergebe uns, o Allah erbarme dich über uns“) gesprochen wird.

Nicht nur beim Beten, einer expliziten religiösen Handlung, gelten die islamischen Vorschriften, sie sollen auch den kompletten Alltag der Kinder bestimmen. In dem Buch „Ich lerne den Islam“ werden unter der Überschrift „Der Tagesablauf eines Kindes islamischen Glaubens“ detaillierte Vorschriften gemacht: diese reichen von dem Gebet vor dem Sonnenaufgang über den Moscheebesuch mit dem Vater, dem anschließenden Auswendiglernen einiger Suren, dem Beten vor und nach dem Essen, dem Abendgebet und dem Gebet vor dem Schlafen, bis es sich auf die rechte Seite legt und schläft.

Beim Anziehen der Kleidung und der Schuhe wird vorgeschrieben, mit der rechten Hand und dem rechten Fuß zu beginnen, beim Ausziehen umgekehrt; beim Ausziehen der Kleidung sollte ein Gebet gesprochen werden.   

Auch der Gang zur Toilette unterliegt religiösen Vorschriften: Die Hose ist hochzukrempeln, die Toilette soll mit einer Lobpreisung Allahs mit dem linken Fuß betreten und dem rechten Fuß verlassen werden.

Auch das Niesen und das Gähnen wird in religiösem Kontext gesehen und erfordert dementsprechende Rituale: Das Niesen stößt auf das Wohlgefallen Allahs, hier ist dem Niesenden gegenüber das Gebet „Allah möge dir seine Gunst schenken“ zu sprechen; demgegenüber gilt das Gähnen als vom Teufel stammend und mit aller Kraft zu unterdrücken, hier hilft das Kurzgebet „Ich wende mich ab von der Bosheit des vertriebenen Teufels.“

Segen wird in den Kinderbüchern u.a. dafür versprochen, Sport zu treiben, um ein starker Moslem zu werden und den Islam zu verteidigen, oder zu Allahs Wohlgefallen zum Militär zu gehen, zur Verteidigung seiner Religion oder anderer Muslime.

Neben den direkten Instruktionen für ein islamisches Leben sollen auch die Bilder in den Kinderbüchern normierend wirken: Es werden glückliche Mitglieder eines religiösen Kollektivs abgebildet, wobei die Frauen und Mädchen fast immer ein Kopftuch tragen.

Erziehung für einen islamistischen Staat

Die hier nur kurz vorgestellten Beispiele der Kinderbücher von DITIB sind nur ein Auszug aus dem, was muslimischen Kindern vermittelt werden soll und was von ihnen verlangt wird. Es wird deutlich, welche Art von Erziehung hier stattfinden und welche Haltungen bei Kindern schon in frühen Jahren erzeugt werden sollen: Es geht um die Anpassung an ein total religiös bestimmtes Leben, um Unterwerfung ohne jeden Widerspruch oder Zweifel. Es gibt keine Diskussionen oder Aushandlungsprozesse, keine Individualität oder Selbstbestimmung, im Gegenteil: Die detaillierten Anweisungen für tendenziell alle Lebensbereiche sind eher als Dressur zu bezeichnen. Das islamische Kind im Sinne von DITIB soll sich fraglos den religiösen Anweisungen unterwerfen, nicht kritikfähig, selbständig oder mündig sein – eine Erziehung, die funktional ist für Menschen in einer islamischen Diktatur, in der es weder Vielfalt noch Demokratie oder Individualität gibt. Die dargestellte Harmonie in Bildern und Texten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine schwarze Pädagogik betrieben wird, die Anpassung und Unterordnung fordert und mit Höllenstrafen droht.

Vor dem Hintergrund, dass DITIB die größte muslimische Organisation in Deutschland ist und über dementsprechenden Einfluss verfügt, ist eine Kritik an ihrer Ideologie notwendig: Die Unterstützung der menschenrechtswidrigen Politik Erdogans, die Forderung nach Unterwerfung ohne jede Kritik, die Festlegung von Kindern auf dieses Verständnis von Islam und die Schaffung eines religiösen Kollektivs erweisen sich als äußerst problematisch für eine offene und demokratische Gesellschaft.

Literatur:

 

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