Antisemitismus und Verschwörungsmythen in der Kultur-Szene und der Berliner Club Tresor

Der Tresor Club in Berlin zählte einst wegen seiner Atmosphäre zu den bekannteren Techno-Clubs der Welt. 30 Jahre später ist der Club vor allem für seine antijüdischen Verschwörungserzählungen bekannt, indem er eine Bühne für Hamas-Terror verharmlosende Acts bietet. Seit der Eröffnung im Jahr 1991, zunächst im Tresor-Raum des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses in der Leipziger Straße, ab 2007 im stillgelegten südlichen Trakt des Heizkraftwerks Berlin-Mitte, bildete er für viele einen Treffpunkt, an dem etwas gelebt werden konnte, was Vielfalt ausmacht, aber damals so noch nicht genannt wurde.

© Tekkno Against Antisemitism

 

Im aufkommenden Nationalismus des wiedervereinigten Deutschlands bot der Berliner Tresor eine Form des politischen Eskapismus, der vor allem zur Begegnung zwischen Ost und West einlud. Im damals alles andere als internationalen Berlin, fanden in der Nähe des noch leeren Potsdamer Platzes die ersten Protagonisten der schwarzen Technokultur, die schwule Partyszene und geläuterte ehemalige ostdeutsche Nazis zum Tanzen zusammen. Ungeachtet ihrer unterschiedlichen sozialen Herkunft und politischen Sozialisierung haben Menschen hier miteinander gefeiert und Zusammenhalt gelebt.

 

Der einst berühmte Techno-Schuppen ist heute restlos kommerzialisiert und in Folge von zwei Dekaden Dauerberieselung durch die BDS zu einem festen Bestandteil antiisraelischer Verschwörungserzählungen geworden. Diese regressive politische Entwicklung ist prägend für die Berliner Club-Industrie. Das Kürzel BDS steht für Boycott, Divestment und Sanctions, also der Dämonisierung von Israel und seiner vielfältigen Gesellschaft. An die emanzipatorischen Ursprünge des Tresors erinnern sich heute vermutlich lediglich Ü50-Veteran:innen des Tekkno und House. Mit der einseitigen antijüdischen Positionierung für die reaktionäre und antiliberale BDS-Kampagne unterstützt es zugleich gesellschaftliche Entwicklungen, die nicht nur mit der Zerstörung subkultureller Räume einhergehen, die einst Berlin prägten. Viel wichtiger erscheint, dass mit dem Bekenntnis zu einer im Kern völkisch-rassistischen Ethno-Politik, jüdische Bürger:innen immer stärker gesellschaftlich von Teilhabe verdrängt werden. Angesichts des massiven Anstiegs antijüdischer Gewalt und sowohl staatlicher als auch nichts-staatlicher Desinformation verbreiten sich antijüdische Verschwörungserzählungen und antisemitische Haltungen, die so normalisiert werden. Allein im Zeitraum vom 7. Oktober bis 9. November dokumentiert der Bundesverband RIAS 994 antisemitische Vorfälle mit Bezug zu den Massakern der Hamas. Das sind 29 Vorfälle am Tag und somit ein Anstieg von 320% zum Jahresdurchschnitt.

 

Bereits am 31. März trat in dem Club Sam Clarke als DJ auf. Ein weiteres Event ist für den 4. Mai geplant. Der DJ gehört zu den Unterstützern der Kampagne „Artists Against Apartheid“. In einem „DJs Against Apartheid Statement“, das Sam Clark unterzeichnet hat, behauptet er, die schiere Existenz des international anerkannten Staates Israel bedeute eine „gewaltvolle und rassistische Besatzung [des palästinensischen Volkes] durch Israel“. Darüber hinaus behauptet Clark die antisemitischen Massaker der Hamas und anderer jihadistischer Terror-Gruppen am 7. Oktober in Israel, die als „Widerstand“ verklärt werden, seien eine „unvermeidliche“ sowie „direkte und natürliche Antwort auf fast ein Jahrhundert der Besatzung“. Clark kritisiert in dem von ihm unterzeichneten Statement weiter die „falsche Propaganda westlicher Mainstream-Medien […] die damit den Widerstand dämonisiert.“ Weiter behauptet Clark, das Ziel Israels sei eine „Auslöschung Gazas vom Erdboden“, was „schlicht und deutlich einen Genozid“ bedeute. (Quelle: djsagainstapartheid.com/statement)

 

Hinter dem von Clark unterschriebenen DJs Against Apartheid-Statement der „nightlife community members“ steht die Kampagne „Artists Against Apartheid“.Diese hat ein nahezu wortgleiches Statement für „artists and cultural producers“ zur Unterstützung der Auslöschung Israels und des „natürlichen Widerstand“ in der Musik-Industrie aufgelegt. Initiiert hat diese die arabisch-ägyptische Nationalistin Nour Khalil aus New York. Aktuell arbeitet die, in ihrem beruflichen Umfeld eher unverdächtige „Filmemacherin“, laut ihrem Insta-Account für die Macher der Sesamstraße und war zuvor im Marketing u.a. für Henkel und Coca-Cola beschäftigt. Die aktuelle Kampagne hatte mit „DJs for Palestine“ bereits 2018 einen Vorgänger innerhalb der antisemitischen BDS-Bewegung. Die Unterstützung antiisraelischer Positionen nach den antisemitischen Massakern der Islamisten gegen Israel und seine Bewohner:inenn vom 7. Oktober 2023 gehört in Teilen der Szene inzwischen zum guten Ton. Seit dem verheerenden Überfall radikalisieren sich zunehmend DJs immer weiter und verherrlichen terroristische Gewalt als legitimen Widerstand. Mit „DJs Against Apartheid“ haben sie eine neue Stufe erreicht, die offenbar auch von Clubs wie dem Tresor goutiert wird.

 

Die freiwillige Unterstützung des Statements der Kampagne „DJs Against Apartheid“ durch Ermöglichung von Auftritten ist vor allem ein Ausdruck der intellektuellen Wohlstandsverwahrlosung einer Kultur-Industrie, die ihre gesellschafts-politische Unmündigkeit und Orientierungslosigkeit gegenüber den Herausforderungen der Gegenwart undihre künstlerische Bedeutungslosigkeit durch BDS-Ästhetik zu sanieren versucht. Es bedient klassische antisemitische Muster, indem es bereits die Staatsgründung Israels 1948 als „rassistische Besatzung“ an sich dämonisiert und dem damals von der UNO durch Entkolonisierung des britischen Mandates errichteten jüdischen Staates und der israelischen Gesellschaft das Existenzrecht abspricht. Bei der Verklärung der antisemitischen Gewalt islamistischer Terror-Gruppen handelt es sich dabei um eine klassische Täter Opfer Umkehr!

 

Die Fakten sind klar: Israel ist auf den seit Jahrtausenden angestammten jüdischen Gebieten, infolge eines Teilungsplans der Vereinten Nationen, entstanden. Daneben sollte zeitgleich auch ein palästinensischer Staat entstehen. Diesen lehnte die palästinensische politische Führung bislang jedoch ab und kämpft seitdem nicht für Frieden oder einen eigenen palästinensischen Staat, sondern vor allem gegen die Existenz Israels.

 

Seit 2005 bis zum antisemitischen Überfall der Islamisten auf Israel befanden sich in Gaza keine israelischen Soldaten. Gaza wird von Israel auch nicht okkupiert. Auch war Gaza von Israel nicht eingeschlossen. Vielmehr blockiert bis heute vor allem Ägypten die Menschen in Gaza, die bis zum 7. Oktober zu Tausenden in Israel einer Beschäftigung nachgingen, was ihren Familien dadurch das Überleben in einer von einer inkompetenten klerikalen Mörderbande regierten Gemeinschaft seit 2005 ermöglichte. Die Palästinenser:innen nahmen bis zum 7. Oktober - dank engagierten israelischen Friedensaktivist:innen wie Vivian Silver von „Roads to Recovery“, die sie als Dank am 7. Oktober in den Kibbuzim ermordeten - auch die Gesundheitsversorgung in Israel in Anspruch. Die dafür zuständige eigene politische Führung der Hamas in Gaza war dazu offenbar nicht in der Lage da sie mehr Kraft aufwendete die Klinik-Infrastruktur u.a. als Schutzschild für ihre Terror-Aktivitäten auszubauen.

 

Im Gegensatz zu dem multikulturellen Israel, in dem Muslime, Araber und andere als Staatsbürger an der Gesellschaft teilhaben, ist Gaza seit 2005 vollständig zu einem „judenreinen“ Distrikt gemacht worden, unter dem auch eigene palästinische Bürger mit dunkler Hautfarbe leiden müssen. Die Hamas schuf de facto seit 2005 ein von Apartheid geprägtes ethnisch reines Bantustan, in dem die eigenen Bürger entrechtet werden, Schwule von Dächern in den Tod gestürzt werden, Frauen keine Gleichberechtigung genießen, Kinder als Kindersoldaten missbraucht werden und politische Opposition verfolgt wird.

 

Im Gegensatz zu der durch Hass auf die USA und die westliche Lebensweise geprägten Analyse der Statements der „DJs Against Apartheid“ bzw. „Artists Against Apartheid“ ist die Europäische Union und die UNO für den Fortbestand dieser untragbaren Zustände in Gaza, die die Sicherheit der Völkergemeinschaft immer wieder aufs Neue bedrohen, seit Jahrzehnten durchaus mitverantwortlich. Dies belegen die Enthüllungen um die UNRWA und die Beteiligung deren Mitarbeiter:innen bzw. Nutzbarmachung deren Infrastruktur für die antisemitischen Massaker vom 7. Oktober und während des andauernden Krieges gegen Israel. Die Hamas hat in ihrer Charta das erklärte Ziel, Juden zu vernichten und Israel in diesem Gebiet für Juden unbewohnbar zu machen, verankert.

 

In Artikel 14 der Hamas Charta von 2017 heißt es: „Das zionistische Projekt ist ein rassistisches, aggressives und separatistisches Projekt […]. Und der israelische Staat ist das Werkezeug dieses Projekts und sein Fundament“. Die Gründung des Staates Israel wird prinzipiell als illegal betrachtet. Wohlgemerkt unabhängig von Fragen betreffend die Grenzen von 1967 oder Siedlungsprojekten. Die Delegitimation und Vernichtung des Staates Israel bildet die Grundlage und Voraussetzung der völkisch-nationalistischen Ideologie der Hamas Charta: „Hamas lehnt jede Alternative zu einer kompletten und vollständigen Befreiung von Palästina ab, vom Fluss zum Meer“ (Artikel 20). In der Praxis bedeutet dies, die Hamas kann sich ohne Völkermord an Jüdinnen und Juden und Vernichtungskrieg gegen Israel eine Politik nicht vorstellen. Diese Genozid-Politik wird in nder eliminatorischen Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free “ (bzw. „From the River to the Sea“) verkörpert

 

In der Binnen-Wahrnehmung der Unterzeichner:innen des oben genannten Statements steht Israel für alle Probleme der Welt, insbesondere für die arabische Bevölkerung, die seit Jahrzehnten von kleptokratischen Führern in Armut, verbunden mit der Verweigerung des Zugangs zu elementaren Menschenrechten gehalten wird. Statt wie Clark und andere Unterzeichner:innen des Statements de facto eine „postkoloniale Endlösung“ zu fordern, sollten die antisemitischen Trope und Gewalt-Phantasien der Islamisten dekonstruiert werden, um die Bevölkerung in Gaza endlich von der Hamas und anderen Islamisten zu befreien und sich für eine friedliche Nachbarschaft mit Israel, Demokratie und Teilhabe einzusetzen.

 

Es wäre naheliegend, vom Tresor, aber auch DJs wie Clark und anderen Musiker:innen und Kulturschaffenden eine klare Haltung zu erwarten, die sich gegen den Angriff islam-faschistischer Gruppen wie der Hamas oder des Islamischen Dschihads auf ein links-alternatives Technofestival in Israel richtet: Solidarität mit den 364 ermordeten Raverinnen und Ravern auf dem Supernova-Festival zu erklären, bei dem es zu Vergewaltigungen, Folter und brutalen Morden kam sowie die Freilassung von allein dort 40 friedlich Feiernden und nach Gaza verschleppten Geiseln zu fordern. Nach wie vor bedarf es Unterstützung für die vielen traumatisierten Überlebenden der antisemitischen Massaker vom 7. Oktober, insbesondere Frauen, Kinder und Shoah-Überlebenden. Genau diese Taten werden von Clark verschwiegen und stattdessen wird Israel die Schuld für die fanatische Gewalt von Islamisten an diesen jungen Menschen die tanzen wollten gegeben. Der Terror hätte auch den Tresor treffen können, wie zuvor bereits der Pariser Bataclan am 13. November 2015 Ziel eines Massakers wurde mit 89 von Islamisten Ermordeten Menschen oder eben das Supernova Festival in der Negev-Wüste am 7. Oktober 2023.

 

Laut Informationen des Tagesspiegels hat Sam Clarke sich auf direkte Anfrage der Zeitung nur halbherzig von der Gewalt im Allgemeinen distanziert und zugleich die Massaker der Hamas verteidigt, indem er behauptet, Israel und die USA hätten schlimmere Verbrechen begangen.

 

Ende März wandte sich die „Arbeitsgemeinschaft gegen Antisemitismus im Kulturbetrieb“ an die Veranstalter und Tresor-Mitarbeiter:innen und forderte diese auf, den Auftritt von Sam Clarke zu hinterfragen solange sich dieser nicht glaubwürdig öffentlich von islam-faschistischen Gruppen wie der Hamas distanziert, und zugleich antisemitische und islamistische Gewalt nicht weiterhin als Widerstand verklärt oder verteidigt.

 

Wie ein Großteil der Techno-Szene ist der Tresor, nach 20 Jahren Dauerberieselung mit BDS-Verschwörungsmythen, wieder in das bornierte Loch kleinbürgerlicher Unmündigkeit gekrochen, aus dem er einst ausbrechen wollte. In der Szene wird gemunkelt, dies liege mitunter auch an dem „friedensbewegten“ Gemüt des Alt-Hippie und Gründer-Managers Dimitri Hegemann, dessen Kleingeistigkeit grade noch gut genug war, um den Übergang von einer sich Anfang der 1990er auflösenden Frontstadt in die neoliberale Event-Industrie kreativ zu gestalten, jedoch der großen Politik antidemokratischer Verschwörungsideologien und eigener intellektueller Vergreisung nicht gewachsen war.

 

Möglich ist dies aber wohl nur, weil der „Judenknax“ der Kultur-Szene irgendwann flächendeckend für diese identitätsstiftend geworden ist. In der Binnenperspektive entspricht dieser dem solipsistischen Wunsch nach Erlösung der deutschen Biedermänner und -frauen von der Auseinandersetzung mit der Shoah. Womöglich ist es auch eine Folge des in der Konsumrealität deformierten Bewusstseins für die eigene Wohlstandsverwahrlosung und der Wunsch, die eigenen Klassen-Privilegien mit befreiungskolonialen Prätentiösitäten zu vernebeln.

 

In der Szene wabert seit dem 7. Oktober auch der Begriff der „Schuld“ gepaart mit dem Wunsch „sich auf die gute Seite der Geschichte“ stellen zu wollen. Da diese Erzählung aber meistens in der Form eines freudschen Versprechers kommt, muss diese erst vom Kopf auf die Füße gestellt werden. Dank der Überidentifzierung mit rückwärtsgewandten Klerikal-Faschisten, glauben offenbar viele, dass sie endlich den Beweis gefunden haben, das Großvater doch unschuldig war, als er sich freiwillig bei den Einsatzgruppen meldete oder an der „Arisierung“ des Eigentums deportierter jüdischer Nachbarn bereicherte. Die behauptete deutsche Traumatisierung der Nachkommen der deutschen Kriegsgeneration die darin bestand Israel den Holocaust nie verzeihen zu können, kann dank dem 7. Oktober offenbar geheilt werden: die Juden waren vielleicht schon damals gar nicht so unschuldig, wie uns die Befreier:innen der Anti-Hitler-Koalition weismachen wollten.

 

Den Wunsch nach „Entkolonisierung“ familiärer Verstrickungen in den Holocaust belegen seit Jahren immer wieder die sogenannten MEMO-Studien (insbesondere die Ergebnisse der MEMO III Studie 2020, abrufbar hier. Und zwar unbenommen dessen, ob die verbundene - und bei Demos vor dem Auswärtigen Amt beschworene - Befreiung vom „German Guilt“ sich in unserer Einwanderungsgesellschaft auf die eigenen Vorfahren im völkischen NS-Nationalismus eines Berlin 1933 bezieht oder auf arabische Pogrome an jüdischen Nachbarn seit den 1920er Jahre im damaligen britischen Mandatsgebiet bzw. der nachfolgenden Vertreibung der Juden aus arabischen Ländern. Die Forderungen nach einer „judenfreien Kultur“, die direkt aus dem Stürmer-Blatt stammen konnte, ist offenbar trotz oder gerade wegen der antisemitischen Morde vom 7. Oktober, weit über die „Palästina-Fraktion“ der Techno-Szene hinaus sinnstiftend, ja hegemonial geworden.

 

Es kann nicht allein eine Generationen-Frage sein, das Elend im Kultur-Betrieb zu erklären. Deshalb reicht die - bestenfalls auf gesetzlicher Grundlage - durchzuführende Entkolonisierung dieser Szene von öffentlichen Fördermitteln des verhassten Westens allein nicht aus. Vielmehr muss der antisemitischen Radikalisierung in der Kultur strukturell durch Entwicklung und gezielte Adressierung entsprechender Bildungs-Maßnahmen begegnet werden, um sie gleichermaßen vom eliminatorischen völkisch-arabischen Nationalismus und originär europäischen Judenhass zu befreien. Der Antisemitismus und damit einhergehende Verschwörungsmythen sind vor allem eine direkte Bedrohung für jüdisches Leben, aber insgesamt auch eine Gefahr für den Fortbestand einer vielfältigen Demokratie, die auch Bedingung der Möglichkeit für elementare Freiheiten und Kultur überhaupt ist. Antisemitismus und die Verharmlosung islamistischer Gewalt bedrohten dabei nicht nur unsere Gesellschaft, sondern schaden auch der Palästina-Solidarität, die um die einzige Zukunftsperspektive - ohne Hamas - beraubt wird, die sie hat: in Frieden neben Israel zu leben. Der harte Kern der Hamas-Versteher kann darüber hinaus natürlich auch einen persönlichen Beitrag leisten und sich freiwillig gegen Geiseln in Gaza austauschen lassen, um endlich von den Verwerfungen ihrer Schuldverstrickungen und der Demokratie, unter der sie offenbar so leiden, erlöst zu werden.

 

Dass dies kein Einzelfall in der Kulturszene ist, zeigen andere Vorfälle, wie die antisemitischen Attacken im Hamburger Bahnhof oder die Weigerung des Zenner in Treptow, dort eine jüdische Veranstaltung stattfinden zu lassen. Insgesamt muss das betörende Schweigen und die fragwürdige Rolle der Clubcommission Berlin – Verband der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter e.V. bei der Bearbeitung des Antisemitismus in der Szene stärker in den Fokus. Die Club-Szene ist immer als erste mit aufgehaltener Hand zur Stelle, wenn es um öffentliche Gelder geht und sie sich als „Kulturerbe“ inszenieren kann. Es ist ein fragwürdiges Erbe, das bei der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung gegen Antisemitismus versagt und die Thematisierung menschenverachtender Gewalt in ihren Räumen traditionell sehr selektiv lebt.

 

Doch es gibt auch ersten Widerspruch zum Antisemitismus. So hat die Fusion inzwischen erklärt, im Rahmen ihres „linken Pluralismus“ einem Abfeiern von islam-faschistischen Mörderbanden wie der Hamas keinen Platz geben zu wollen, da die Hamas mit ihrer klerikal-faschistischen politischen Agenda ein erklärter Feind der freiheitlichen, diversen und offenen Gesellschaft ist.

 

Musik darf Antisemitismus und Judenhass keine Bühne bieten. Wir brauchen neue verlässliche Strukturen gegen Antisemitismus im Kulturbetrieb. Es darf keine Förderung von Judenhass oder israelbezogenem Antisemitismus auf Bundes-, Landes oder Kommunal-Ebene geben.

 

An dieser Stelle sollten die Fragen an den Tresor und vor allem seine Mitarbeiter:innen erneuer gestellt werden: Wollt Ihr wirklich Antisemiten eine Bühne geben? Wollt Ihr einen Raum für antisemitische Verschwörungsmythen einrichten, trotz der Tatsache, dass die Monate nach dem 7.10. mit der Verweigerung von Schutzräumen für Jüdinnen und Juden einhergehen? Ist Euch bewusst, dass die antisemitische Kampagne der BDS immer mehr Kulturschaffende einschüchtert? Welche Botschaft wollt Ihr mit Auftritten von Menschen aussenden, welche die Taten der Hamas am 7.10. und deren Folgen verharmlosen, verleugnen und somit den Terror gegen Veranstaltungsorte wie Eure und Menschen, die auch Eure Kund:innen sein könnten, gutheißen?

 

Maike Pradera

 

 

 

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